Christian Bienert,
eine prägende Radiostimme in
Deutschland, ist am 7. Juli 2020 im Alter von 72 gestorben.
Der gebürtige Berliner erblickte
am 21. Dezember 1947 das Licht der Welt. Sein Vater, Olaf Bienert
(1911 - 1967), war der musikalische Leiter des berühmten
Kabarettensembles Die Insulaner im RIAS. Und darüber
hinaus ein erfolgreicher Komponist für Rundfunk und Fernsehen.
Christian Bienert studierte an der Freien Universität Berlin
Germanistik, Publizistik und Jura.
1969 wurde er freier Mitarbeiter
in der von Hans Rosenthal geleiteten Unterhaltungsabteilung des
RIAS. Schnell wurde er
rechte Hand des legendären Showmasters und übernahm
die Aufnahmeleitung der inzwischen zum Kult gewordenen Sendung
Klingendes Sonntagsrätsel. Als Hans Rosenthal
1986 schwer erkrankte sprang Christian Bienert zusätzlich
als Moderator kurzerhand ein. Nach dem Tod Rosenthals am 10.
Februar 1987, übernahm Bienert in Absprache mit dem damaligen
Intendanten Peter Schiwy die Sendung und führte sie bis
zu seiner Pensionierung im Dezember 2012 weiter.
Das Europa-Programm der Deutsche
Welle sendete in den 70er Jahren einen Ableger des Klingenden
Sonntagrätsels. Einmal im Monat ging Die klingende
Rätselwelle über den Äther. Auch hier moderierte
Hans Rosenthal und Christian Bienert schrieb das Manuskript,
stellte die Musik zusammen und übernahm die Aufnahmeleitung.
Als Rosenthal die Sendung aus Zeitgründen abgeben musste,
übernahm Roman Neymans die Moderation. Anfangs allein, dann
schrieb Christian Bienert Texte für zwei Personen und setzte
sich als Co-Moderator dazu. Als Neymans aus der Sendung ausstieg,
wählte Christian Bienert die Schauspielerin Joseline Gassen
als Nachfolgerin aus. Die letzte Ausgabe der Klingenden
Rätselwelle lief am 18. Januar 1998.
Neben seiner Tätigkeit als Aufnahmeleiter und Moderator
war Christian Bienert auch Regisseur und Leiter vom Dienst im
RIAS. Zusätzlich schrieb er Sendemanuskripte für Wir
machen Musik Goldene Hits am Vormittag. Außerdem
moderierte er so beliebte Sendungen wie Die Musikwiese,
Der Schlagerladen oder die Chansonsendung Musique
en France.
Anfang
der 80er Jahre erhielt Christian Bienert vom WDR die Anfrage,
ob er nicht das bundesweit ausgestrahlte Nachtprogramm der ARD
moderieren wollte. Er wollte. Bis 3 dabei,
hieß die Sendung, die live aus dem Kölner Funkhaus
gesendet wurde. Zusätzlich für den WDR moderierte Christian
Bienert jede zweite Woche von 1981 bis 1984 im Wechsel mit Dirk
Schortemeier Der rote Faden. Besonders ans Herz gewachsen
war dem alte Platten- Liebhaber Christian Bienert
die WDR4-Sendung Schellack Schätzchen. Musikalische
Raritäten ebenfalls ausgewählt und präsentiert
vom Gespann Bienert/Schortemeier.
In Kooperation zwischen RIAS und NDR war Christian Bienert Weihnachten
1989 der Moderator der Traditionssendung Gruß an
Bord.
Christian Bienert wurde zuweilen musikalisch als Anarchist und
wegen seines Moderationsstils als Traditionalist bezeichnet.
Ich habe meine Sendung nicht einfach aufgezeichnet, sondern
mir dabei auch immer die Zwischenmusiken angehört. Im analogen
Zeitalter war das nur logisch und zudem gang und gäbe.
Bienert wollte seine Sendung nicht nur heruntermoderieren, sondern
mitdenken und mitfühlen.
Und was machte Radio für Christian
Bienert einzigartig? Die Intimität, das Nahe und das
Enge. Radio ist dichter. Es kommt näher ran.
Privatleben? Laut Christian Bienert hat er sich mit einer
Arbeit von der anderen Arbeit erholt. Abseits des Radios
hat er gerne fotografiert, gelesen und Schallplatten gesammelt.
Am 7. Juli 2020 ist Christian Bienert
72jährig verstorben, wie DeutschlandRadio erst am 14. Juli
kommunizierte.
"Christian Bienert hat mit seiner unverwechselbaren Art
ein Format kreiert und es zu einer der ältesten und erfolgreichsten
Radiosendungen Deutschlands gemacht", würdigte
Deutschlandradio-Programmdirektor Andreas-Peter Weber die Verdienste
des Radiomanns: "Jahrzehntelang hat er eine riesige Fangemeinde
angesprochen und ist zu einer der Stimmen in Ost und West geworden."
(c) Guido Fischer)
copyright des Fotots mit Christian Bienert (links im Bild) nicht
auffindbar; Archiv
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